Geschichte


Eine Zeittafel zur Geschichte Alsweilers

Die Geschichte Alsweilers ist nur sehr lückenhaft überliefert. Mehr als ein Jahrtausend lang waren die Bewohner des Dorfes der nahe gelegenen Abtei Tholey zugeordnet, dem ältesten urkundlich bezeugten Kloster auf deutschem Boden. Die geographische Lage auf der Naht zwischen dem romanischen und dem germanischen Kulturraum, später zwischen Frankreich und Deutschland, bestimmte das Schicksal der Region und des Dorfes bis in die jüngere Zeit hinein.

 

100 v. C.
Im Wareswald zwischen Alsweiler, Tholey, Theley und Oberthal existiert seit etwa 100 v. C. eine Siedlung von Kelten, die in den Erzkaulen auch Eisenschlacken abbauen und schmelzen. Sie gehören zum Stamm der Treverer.
 
58-51 v. C.     
Der römische Feldherr Gaius Julius Caesar erobert Gallien und damit auch das Gebiet der Treverer.
 
50 n. C.
Die Siedlung im Wareswald ist jetzt römisch und wird bis etwa 390 nach Christus bewohnt. Es entsteht eine keltisch-römische Mischbevölkerung. Neben dem Landstädtchen (vicus) kreuzen sich die Fernverbindungen Trier-Straßburg und Mainz-Metz, die zum riesigen  Netz der Römerstraßen gehören.
 
Um 500
Germanische Stämme, voran die Franken, dringen um 500 aus dem Rheinland nach Süden vor und gründen Siedlungen wie Marpingen oder Gellingen, das auf dem heutigen Gebiet von Alsweiler lag und nicht mehr existiert. Alsweiler entsteht vermutlich zwischen 600 und 800.
 
634
Ein fränkischer Adliger namens Adalgisel, auch Grimo genannt, bestätigt in seinem Testament am 30. 12. 634 die Existenz des Ortes Tholey, wo schon eine kleine Gemeinschaft von Priestern lebt. Es hat sich auch eine Grundherrschaft herausgebildet, zu der vermutlich auch das heutige Terrain von Alsweiler gehört. Adalgisel vermacht den gesamten Besitz dem Bischof von Verdun.
 
750
Um 750, vielleicht auch erst viel später, wird das Kloster Tholey von Benediktinern übernommen, dem ältesten Orden des Christentums.
 
1200
Die Grafen von Blieskastel, Lehnsleute des Bischofs von Verdun, bewirtschaften als Vögte die Güter des Klosters Tholey und erbauen um 1200 auf dem Schaumberg die Schauenburg als Sitz ihrer Verwaltung.
 
In Tholey wird 1264 der Bau einer gotischen Abteikirche begonnen, 1302 wird er vollendet.
 
1291
Nach langen Fehden, ausgelöst durch das Aussterben der Blieskasteler Grafen (Blieskasteler Erbfolgekrieg), setzt sich als Erbe des Schaumberger Landes der Herzog von Lothringen durch. Er übernimmt 1291 die Schirmvogtei über das Kloster Tholey und baut die Schauenburg zur nördlichsten lothringischen Landesfestung aus. Für fünf Jahrhunderte gehört das Schaumberger Land einschließlich Alsweilers nun zum Herzogtum Lothringen.

 
1400
Um 1400 und erneut 1408 treffen die Einwohner von Alsweiler mit der Abtei Tholey eine Vereinbarung über die Kapelle in Alsweiler, deren Existenz damit bestätigt wird. Demnach lesen die Mönche dort jeden Samstag die Messe, dafür liefern die Alsweiler jedes Jahr Getreide, Eier, Käse und Hühner.
 
1519
Eine Haushaltsliste des lothringischen Amtes Schaumburg meldet für das Jahr 1519 in Alsweiler 26 Haushalte.
 
1569
Aus einem kirchlichen Visitationsbericht des Jahres 1569 geht hervor, dass zur Pfarrei Tholey neben Tholey auch Bergweiler, Sotzweiler, St. Blasiusberg, der Engscheider Hof, der Schaumbergerhof, Winterbach, der Wallesweilerhof und Alsweiler gehören.
 
1667
Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) bringt in ganz Deutschland, auch in Alsweiler und Umgebung, großes Leid über die Menschen. Viele werden getötet, fliehen, verhungern oder sterben an  Pest. Die Burg auf dem Schaumberg wird zerstört. Eine Bestandsaufnahme des Herzogs von Lothringen ergibt, dass im Jahr 1667 in Alsweiler nur noch drei Untertanen und eine Witwe mt ihren Angehörigen leben. Sie sind leibeigen und schulden dem Abt von Tholey als Grundherrn Abgaben und Frondienste.
 
1708
Laut einem Bericht aus dem Jahre 1708 gibt es in Alsweiler wieder 26 Haushalte, insgesamt hat das Dorf jetzt etwa 90 Einwohner.
 
1712
Auf dem Hügel (Hiwwel) neben der Kirche wird das Hiwwelhaus erbaut. Es ist bis heute erhalten und stellt eines der ältesten Bauernhäuser im Saarland dar.  
 
Gleich daneben wird auch das Speiersch Haus wieder aufgebaut. Wie das Hiwwelhaus entsteht es auf den Ruinen eines Vorgängerbaus, der vermutlich in den voraufgegangenen Kriegen zerstört wurde.  
 
Das Herzogtum Lothringen und mit ihm das Amt Schaumburg einschließlich Alsweilers kommen 1766 zu Frankreich.


1787
Frankreich tauscht das Schaumberger Land gegen Gebiete im nördlichen Elsaß. Alsweiler und seine Nachbarorte werden für sechs Jahre dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken angegliedert.
 
1793
Vier Jahre nach der Französischen Revolution von 1789 kommt es auch in der Saar-Region zum Umsturz und zum Ende der Feudalherrschaft. Das Oberamt Schaumberg wird 1793 an das revolutionäre Frankreich angeschlossen. Französische Revolutionssoldaten, unterstützt von bewaffneten Einheimischen, besetzen das Kloster Tholey und plündern es. 1794 ergreifen die Mönche die Flucht, die Abtei wird für mehr als 150 Jahre geschlossen.
 
1805
Die Pfarrei Tholey ist 1802 unter Napoleon dem Bistum Metz zugeteilt worden. Am 1. Juli 1805 trennt der Bischof von Metz Alsweiler erstmals von Tholey ab und erhebt es zur eigenständigen Pfarrei, zu der auch Winterbach und Wallesweilerhof gehören. 1825 kommt das Dorf mit seinen Nachbarorten wieder zurück zum Bistum Trier.
 
1816
Nach der Niederlage Napoleons wird das Gebiet links des Rheins größtenteils an Preußen und Bayern vergeben. Alsweiler wird Teil des neu gegründeten Fürstentums Lichtenberg mit der Hauptstadt St. Wendel. Dieses Fürstentum gehört zunächst dem Herzog von Coburg, der es 1834 an Preußen abgibt.
 
1831
Unter Aufsicht der Coburgischen Regierung in St. Wendel wird ab 1829 eine neue Pfarrkirche erbaut, 1831 wird sie eingeweiht. Schon 1819 war auch erstmals eine Schule errichtet worden, gleich neben der Kirche.  
 
1864
Als einer der ersten Vereine im Ort wird die St. Barbara-Bruderschaft der Bergleute gegründet. Immer mehr Männer aus Alsweiler arbeiten jetzt in den Kohlegruben und Hüttenwerken der Saar-Region, die von der preußischen Regierung zum drittgrößten deutschen Industrierevier nach dem Ruhrgebiet und Oberschlesien ausgebaut wird. Am Wochenende gehen die Männer zu Fuß nach Hause, wo Frau und Kinder die Landwirtschaft fortführen.  
 
1876
Drei Mädchen aus Marpingen berichten von einer Marienerscheinung im Härtelwald, Zehntausende Katholiken strömen herbei. Auch Alsweiler ist davon betroffen, die Pfarrer beider Gemeinden werden zeitweise inhaftiert. Eines der drei Mädchen ist in der Alsweiler Mühle geboren.
 
1897
In Alsweiler wird 1897 eine Spar- und Darlehenskasse als Selbsthilfeorganisation der Arbeiter und Bauern gegründet, drei Jahre später kommt eine Nebenstelle der neuen Kreissparkasse St. Wendel hinzu.
 
1912
Als eine der ersten Gemeinden der Saar-Region wird Alsweiler ab 1912 mit Elektrizität versorgt. Der Strom wird anfangs privat in der Mühle erzeugt.
 
1919
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (1914-18) wird das Saargebiet von Deutschland abgetrennt und dem neugegründeten Völkerbund, dem Vorläufer der Vereinten Nationen, unterstellt.
 
1927
Alsweiler erhält eine zentrale Wasserversorgung, die Dorfbrunnen haben ausgedient. Zuvor war es dort mehrfach zu Typhus-Epidemien gekommen.
 
1930
Die bisher nur geschotterte Dorfstraße Alsweilers wird erstmals gepflastert und mit Bürgersteigen versehen.
 
1935
Nach einer Volksabstimmung wird das Saargebiet wieder dem Deutschen Reich angegliedert, wo inzwischen Hitler regiert. Auch in Alsweiler übernehmen die Nazis die Macht. Straßen werden nach Hitler und anderen Nazi-Führern benannt, Vereine werden gleichgeschaltet oder lösen sich auf. Am Zweiten Weltkrieg nehmen rund 500 Männer aus Alsweiler teil, 117 von ihnen kehren nicht zurück.
 
1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Ende des Nazi-Regimes wird das Saarland abermals von Deutschland abgetrennt und 1946 unter französische Verwaltung gestellt. Ministerpräsident wird der christlich-konservative Hitler-Gegner Johannes Hoffmann, dessen Vater aus Alsweiler stammt.
 
1949
Durch Dekret des Vatikans wird das Kloster Tholey wieder eröffnet, an Ostern 1950 ziehen wieder Benediktiner in die Abtei ein.
 
1955
Bei einer Volksabstimmung am 23. Oktober 1955 lehnen die Saarländer mit 67,7 Prozent Mehrheit einen europäischen Sonderstatus für das Saarland ab. In der Folge wird das Saarland am 1. Januar 1957 ein Teil der Bundesrepublik Deutschland.
 
1967
Der Gemeinderat von Alsweiler beschließt den Bebauungsplan für die Anlage eines neuen Ortsteils, der Lindensiedlung, in der sich viele Auswärtige niederlassen.
 
1969
Am 30. Dezember 1969 wird das katholische Pfarrheim in Betrieb genommen, das von den Bürgern mit öffentlicher Unterstützung erbaut wurde. Sein großer Saal ist seither der Schauplatz zahlreicher dörflicher Veranstaltungen.
 
1973
Aus privaten Kontakten und Verbindungen der Handball-Spielerinnen des SC Alsweiler ergibt sich eine Partnerschaft Alsweilers mit dem lothringischen Dorf Bertrichamps bei Lunéville. Sie wird bei einer Festsitzung am 18. November 1973 besiegelt.
 

1974
Bei der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform, die am 1. Januar 1974 in Kraft tritt, verliert Alsweiler seine politische Selbständigkeit und wird mit Marpingen, Urexweiler und Berschweiler zur neuen Großgemeinde Marpingen zusammengelegt.
 
1976
Im September 1976 wird eine neue Sporthalle eingeweiht, die seit 1973 auf Initiative des Sportvereins weitgehend in Eigenleistung erbaut wurde. Die Gemeinde Marpingen übernimmt die Restfinanzierung.
 
Am 23. März 1989 gründen 19 Alsweiler Vereine und Vereinigungen die Alsweiler Vereinsgemeinschaft, die heute auf  27 Mitgliedsorganisationen angewachsen ist.
 
1991
Auf Initiative der Vereinsgemeinschaft findet an Pfingsten 1991 das erste Dorffest statt, das künftig alle fünf Jahre wiederholt wird.
 
1994
Mit 2500 Einwohnern erreicht Alsweiler Ende 1994 den Höchststand seiner Bevölkerung, danach geht die Einwohnerzahl zurück.
 
1998
Nach vierjährigen Renovierungsarbeiten wird am 28. Juni 1998 das Hiwwelhaus seiner Bestimmung als dörfliches Kulturzentrum und Bauernhaus-Museum übergeben.
 
Am 28. Februar 2000 schließt das letzte klassische Lebensmittelgeschäft im Dorf, früher hatte es einmal zwölf Colonialwarenhandlungen gegeben.
 
2001
Im Wareswald beginnen archäologische Ausgrabungen, bei denen ein Teil der alten Kelten- und Römersiedlung freigelegt wird.
 
Am 8. Juli 2002 nimmt das größte Radrennen der Welt, die Tour de France, seinen Weg auch durch Alsweiler. Entlang der Straßen im Dorfbereich verfolgen rund 50.000 Zuschauer das Geschehen.
 
2005
Die Pfarrgemeinde St. Mauritius feiert ihr 200-jähriges Bestehen. Bald danach werden Pläne für eine Zusammenlegung der Pfarrei Alsweiler mit Marpingen und Urexweiler bekannt.
 
2008
Im Oktober 2008 endet in Alsweiler der Schulbetrieb. Das Schulgebäude auf der Lehn soll zu einem Kinderhaus umgebaut werden. Zum 31. 12. 2008 hat das Dorf noch 2191 Einwohner.