Dorfmühle


Dorfmühle Alsweiler
Chronik der Dorfmühle in Alsweiler auf dem Weg nach Marpingen
in der Mühlenstraße - (Schmidt/Kunz/Trapp)
 
Verfasser: Edmund Groß
 
Bereits vor langer Zeit befand sich, wie in fast allen Orten unserer Gegend, die an einem Wasserlauf lagen, eine Mahlmühle. Diese war lebensnotwendig für die Ortsbevölkerung, welche damals überwiegend von der Landwirtschaft lebte. Die Industriealisierung hatte noch nicht begonnen.
 
Wann die erste Mühle, hier eine Bannmühle der Abtei Tholey, errichtet wurde, ist leider nicht bekannt. Im Salbuch von Tholey ist unterm 12. 1. 1707 festgehalten, daß hier eine verfallene Mühle existiere, welch einem Gotteshaus zustehe und ein Herr Prälat wieder aufbauen kann (genauer Text siehe: "Mühle meines Großvaters" von Rudolf Hinsberger, Lebach- Eidenborn).  Grundherren waren in Alsweiler damals die Abtei Tholey und die Herren Breder in Bitsch.
 
Die Zerstörung der Mühle konnte auf die Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) zurück zu führen sein, weil damals gut drei Viertel der ca. 30 Häuser des Ortes dem Kriegsgeschehen zum Opfer fielen. Die Mühle stand etwa 400 m vom Ort entfernt am Weg nach Marpingen. Die heutige Straße nach Marpingen wurde erst 1927/28 gebaut. Hierzu mußte viel Erde abgetragen und die Talaue "Am Ruddertfloß" verrohrt und enorm hoch mit Erdmassen aufgefüllt werden. Viele damals Arbeitslose des Ortes fanden hier eine lohnende Beschäftigung.
 
Durch den Unfalltod des früheren Müllers Jakob Kunz (1822 - 1867 FB 629) der beim Eishacken am Mühlenrad (11. 12. 1867) umkam, geriet seine Frau Margaretha mit ihren vier Kindern in finanzielle Not. Verstärkt wurde diese noch durch die finanzielle Belastung aus dem Gebäudeneubau Anfang jenes Jahrhunderts. Schließlich kam es zur Versteigerung des Anwesens und zu dem Eigentumswechsel im Jahr 1869. Die Eheleute Peter Trapp (1825 - 1904) und Cath. Federkeil (1828 - 1886) von der Kiesmühle in Remmesweiler wurden neue Eigentümer der Mühle in Alsweiler.
 
In der katasteramtlichen Urkarte von Alsweiler ist im Bereich der heutigen Mühle bereits ein Gebäude eingezeichnet, welches man als die damalige Mühle bezeichnen muß. Diese Annahme wird unterstützt durch einen in der Karte eingezeichneten Wassergraben, der aus der Merschbach herangeführt wird und den Weg nach Marpingen unterquert. Er führt direkt am Südgiebel des dargestellten Gebäudes vorbei, ddurch den großen Hausgarten, zum Alsbach. Also bestand bereits damals hier ein amtliches Wasserrecht zum Betrieb einer Mühle.
 
Von der Forschung her ist bekannt, daß die alten Häuser unserer Gegend Fachwerkhäuser mit massivem Unterbau, meistens einem Sockelgeschoß, waren. Außer dem Hiwwelhaus aus dem Jahre 1712 ist heute im Ort kein Fachwerkhaus mehr vorhanden. Die letzten Fachwerkhäuser waren GERWERSCH, PIRRUNGS, PÄLLDERSCH. Diese wurden nach dem zweiten Weltkrieg abgerissen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbot ein preußischer Regierungserlass die Verwendung von Holz zur Errichtung von Häusern. Ausgenommen hiervon waren lediglich die Konstruktion von Decken und Dächern. Hierzu gab es damals keine alternative Ausführung. Wegen dem angelaufenen Bergbau und den vielen Gruben im Gebiet an der Saar wurde das Holz nunmehr zum Bau von Grubenstollen gebraucht. Um die Gewinnung der Steinkohle sicher zu stellen, bedient man sich dieses Erlasses.
 
Mit Sicherheit war auch das alte Mühlengebäude ein Fachwerkhaus. Der hier verbreitete Haustyp war das sogenannte EINHAUS mit beträchtlicher Länge, weil Wohnen und Arbeiten unterm gleichen Dach stattgefunden haben. Im vorliegenden Fall war auch noch der Mühlenbetrieb hier untergebracht. Die Lage innerhalb des Gebäudes wurde bestimmt durch den Wassergraben mit dem Wasserrad. Also konnte die Mühle nur im südlichen Gebäudeteil gewesen sein.
 
Da die Einnahmen aus der Mühlentätigkeit nicht ausreichten, um die damals üblichen Großfamilien zu ernähren, betrieben die Müllersleute noch eine bedeutende Landwirschaft mit umfangreichen Acker- und Wiesenflächen. Zwei Viehställe mit Scheune und Schuppen bestätigen dies noch im 20. Jahrhundert.
 
Durch die Hanglage des Gebäudes konnte das Wasserrad mitell- wie auch unterschlechtig betrieben werden. Welche Betriebsart hier ursprünglich war, ist leider nicht überliefert. Von dem schamlen Weg nach Marpingen konnte das Mahlgut im Obergeschoß des Gebäudes angeliefert werden. Eine vorhandene Gebäudeumfahrt verhinderte einen möglichen Verkehrsstau während einer Anlieferung. Ein zirka drei Meter hoher bewachsener Hang auf der anderen Wegseite gegenüber dem Gebäude erlaubte hier wegen der Enge kein Ausweichen.
 
Es ist anzunehmen, daß über der Tür zur Beschickung der Mühle eine auskragende Dachgaube mit einem hier angebrachten Flaschenzug die Beförderung der Getriedesäcke in den Dachraum ermöglichte, wo sich der Einfülltrichter befand. Mit Sicherheit waren die einzelnen Geschosse durch Stiegen miteindander verbunden, was zum Betriebsablauf unentbehrlich war. Das Mahlwerk war demnach über zwei Geschosse verteilt. Talseitig konnten Mehl und Kleie ebenerdig aus dem Sockelgeschoss entnommen werden. Je eine kleine Brücke überquerte den Weg nach Marpingen, sowie die Hoffläche hinter dem Haus.
 
Dem Baustil sowie der Bauausführung ist zu entnehmen, daß zu Beginn des 19. Jahrhunderts im oberen Teil des großen Hausgartens ein neues Haus errichtet worden ist. Dieses Gebäude, das heute noch in seiner Grundsubstanz vorhandne ist, war ein reiner Massivbau, der kein Fachwerk mehr als Außenwände hatte. Da die Ausstattung der alten Mühle offensichtlich die gestellten Anforderungen nicht mehr erfüllte, hatte man eine Verlagerung des Mühlenbetriebs ins neue Gebäude vorgenommen. Die Wasserversorgung fürs Mühlenrad war ohnedies als Überlauf von der alten Mühle an dieser Stelle vorhanden.
 
Weil in regenarmen Zeiten, insbesondere nach der Ernte, die Wasserversorung für den Mahlbetrieb oftmals nicht ausreichte, bemühte man sich einen zusätzlichen Wassergraben aus dem Langwies- und Bruchelsbach genehmigt zu bekommen. Nachdem das hierzu notwendige Wasserrecht erteilt war, legte man hinter dem Pfarrhaus (erbaut 1805) sowie den übrigen Häusern am Mühlenweg einen neuen Mühlengraben (Mühlenteich) an. Dieser erhielt in Mühlennähe ein Wehr mit Überlauf zum Alsbach. Der Zulauf zum Mühlenrad erfolgte durch Unterquerung der Hoffläche entlang dem ersten Mühlengebäude (siehe Rekonstruktion um 1890 - 1892). Nachdem in späteren Jahren zunächst eine Dampfmaschine und alsdann ein Dieselmotor Starkstrom zum Betrieb des Mahlwerks zur Verfügung standen, wurde die Wasserzuführung aus der Merschbach aufgegeben. Das hier noch vorhandene Wasserrecht wurde erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts aufgegeben, als das Gelände entlang dem Mühlenweg als Baustellen ausgewiesen wurde.
 
Im Jahr 1926 wurde das Mühlenrad, dessen Nabe mit Antriebsachse heute noch vorhanden ist, außer Betrieb gesetzt, weil eine Spiralturbine für die Versorgung installiert wurde.
 
Die steigende Nachfrage bedingt durch die ständig wachsende Bevölkerung und die entstandene Enge in der Mühle veranlasste die Müllersleute 1931 einen Anbau am Mühlenradgiebel vorzunehmen. Dieser zweigeschossige Anbau erhielt an der Hofseite eine kleine Rampe zur bequemen Anlieferung von Mahlgut. Ein Teil des Betriebes wurde in den genannten Anbau verlegt.
 
Da in fast jedem Haus nebenberuflich Landwirtschaft betrieben wurde, war der Mahlbetrieb stets ausgelastet. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Industrie wieder auf Hochtouren kam, macht sich alsbald das sogenannte "Wirtschaftswunder" breit. Die Einkommen der Berufstätigen wuchsen ständig an, so daß man auf einen Nebenerwerb nicht mehr angewiesen war. Nach und nach wurden Viehhaltung, Felder- und Wiesenbestellung aufgegeben. Scheunen und Ställe wurden zu Wohnhäusern umgebaut oder verschwanden vollkommen durch Abriß. Es bleiben im Ort nur eine Handvoll hauptberuflicher Landwirte übrig, die den Mühlenbetrieb nicht mehr auslasteten. Die zu dieser Zeit entstandenen Großmühlen zogen  die wenige noch verbliebenen Aufträge an Land, so daß landesweit die Ortsmühlen ihren Betrieb einstellen mußten. Von diesem "Mühlensterben" blieb auch die Mühle Trapp in alseiler nicht verschont. So stellte man 1957 den Mahlbetrieb ein. Letzter Müller war Richard Trapp (Jahrgang 1921), der eine Beschäftigung in der Industrie annahm.
 
Mitte des 20. Jahrhunderts hatte man im Mühlenteil des alten Gebäudes, jetzt nur noch Wirtschaftsgebäude, hofseitig eine größere Außenwandöffnung geschaffen und hier ein Fenster-Tür-Element eingebaut. Der große Raum diente ab dieser Zeit als Sommerküche. Auch fand hier überwiegend der Brotverkauf aus der Mühlenbäckerei statt, die bis 1961 betrieben wurde.
 
Als Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts der Ausbau des Mühlenweges anstand, wurde das alte Mühlengbäude zu Gunsten der Straßenführung abgerissen. Heute erinnert nur noch ein kleiner Hang mit einem Springbrunnen an das ehemalige Mühlengebäude, das erste an dieser Stelle. Das verbliebene Hauptgebäude wird heute noch vom letzten Müller Richard Trapp und seiner Ehefrau Agnes geb. Schirra aus Urexweiler bewohnt. Die Räume der Mühle mit der kompletten Einrichtung sind noch unverändert vorhanden.