Prozessionen in Alsweiler
Überliefert sind folgende Prozessionen:
Am 25. April fand die Markusprozession statt. Sie wurde bis Ende der 1950-er Jahre in Alsweiler noch durchgeführt. Wohin sie ging, muss noch geklärt werden. Lt. Raimund Kirz führte sie jedes Jahr in eine andere Richtung im Dorf! Dies war immer abhängig davon, wie das Wetter war, denn in den 1950-er Jahren oder noch früher waren die Seitenstraßen und Feldwege nicht ausgebaut. Es wurde dann immer ein Weg gesucht, der begehbar war und nicht nur aus Batsch bestand!
An den drei Werktagen vor Christi Himmelfahrt fanden Bittprozessionen statt. Sie wurden bis Ende der 1950-er Jahre noch regelmäßig und unter großer Beteiligung der Bevölkerung durchgeführt. Sogar bei schlechtem Wetter waren viele Leute dabei. Sie führte in die vier Himmelrichtungen über Feldwege. Mir sind bekannt, dass die Mühlenstraße bis zum jetzigen Wendehammer, Reitersberg in die Merschbach bis zum Kalkwerk, Langwiesstraße bis etwa dorthin, wo Michel Therre wohnte, bis in die Hohl den Wennelschderweg hinein, die Hofstraße bis dorthin, wo jetzt das Schützenhaus ist, die Weierwaldstraße bis dorthin, wo der Weg abzweigt ins Tal, auch die Hääd hoch, bis etwa dorthin, wo das Kreuz Dörr, oberhalb dem Friedhof steht.
Man muß bedenken, dass damals die Wege noch nicht ausgebaut waren, lediglich die Langwies war geschottert. Sonst waren es bei schlechtem Wetter Schlammwege! Die Wegstrecken wurden schon manchmal abgekürzt, weil die Schuhe vom Herrn Pastor geschont werden sollten!
Die Bittprozessionen wurden in dem Buch „Die Kirche im Dorf vonRaimund Kirz ausgiebig behandelt. Seite 142 folgende
An Palmsonntag findet seit etwa den 1950-er Jahre eine Männer-Prozession zum Bildstöckel an der Wolfsheck statt. Diese Prozession hat Pastor Wöllert eingeführt. Der Grund ist mir nicht bekannt! Über diese Prozession hat Frau Vera Bers ebenfalls in o. g. Buch geschrieben. Ursprünglich war diese Prozession an Gründonnerstag, abends um 20.00 Uhr und ging zu dem Kreuz auf der Hääd unterhalb dem Wasserbassing von Winterbach. Siehe in o. g. Buch Seite 146, seit 1957 wird die Prozession an Palmsonntag abgehalten und seit 1967 führt sie zum Bildstöckel.
An Allerheiligen, dem 1. November, fand eine Prozession von der Kirche zum Friedhof statt. Diese Prozession führte über die Hauptstraße – jetzt Tholeyer Straße – An der Prozession beteiligte sich die gesamte Dorfbevölkerung. Zusätzlich kamen sehr viele Alsweiler, die weg gezogen waren, wieder in die Heimat und gingen mit in die Kirche und anschließend zum Friedhof. Die Kirche war immer proppevoll. Die Prozession war sehr gut organisiert. Die Leute gingen in 2-er Reihen jeweils 2 Personen, in der Mitte war frei für die Vorbeter, die mit hölzernen Stäben Zeichen gaben, damit die Gebete gemeinsam vom Anfang des Zuges bis zum Ende gebetet wurden! Bei diesen Vorbetern – so kann ich mich erinnern – waren keine Frauen dabei. Es waren in der Regel ältere Männer und Kirchenvorstandsmitglieder.
An Fronleichnam war ebenfalls eine sehr große Prozession durch das Dorf. Im Dorf waren drei Altäre aufgebaut, die von den Bewohnern, die in der Nähe wohnten, aufgestellt wurden. Der erste Altar war bei Pirrungs-Scheune – das Haus ist abgerissen und ist heute der Parkplatz der Metzgerei Scherer (Neben dem Geschäft WE+We). Der nächste Altar stand bei Matze vor der Scheune – heute gehört das Haus Alois Kreutz bzw. Josef Dewes, einem Neffen von Matze Alois. Der nächste Altar war bei Theobald – Kirch- Dicker. Er stand quer vor dem Haus. Heute wohnt in diesem Haus Annette und Volker Weishaar. Dann wurde noch am Kriegermahnmal der Segen gespendet. Abschluß war in der Kirche mit dem Te Deum.
Ursprünglich wäre ein Altar in der Hohl oder am Marpinger Weg gewesen, hat mir Raimund Kirz mitgeteilt.
An allen Beerdigungen fanden von der Kirche zum Friedhof Prozessionen statt. Der Leichnam war in der Kirche aufgebahrt und wurde nach der hl. Messe in einer Prozession zum Friedhof gebracht. Hierfür war ein spezielles Fahrzeug (ein Leichenwagen) vorhanden. Er wurde von Pferden gezogen. Letzter Bauer, der diesen Wagen führte war Reinhold Morsch (Gasthaus Morsch). Die Pferde wurden mit einer schwarzen bestickten Decke bedeckt.
Nach dem Bau der Leichenhalle und weil das Verkehrsaufkommen in der Hauptstraße – jetzt Tholeyer Straße – zu groß geworden war, fanden diese Prozessionen nicht mehr statt.
Seit ein paar Jahren findet Ende Mai (letzter Sonntag) eine Marienprozession zum Bildstöckel statt. Der Grund ist nicht bekannt und seit wann diese Prozession durchgeführt wird ist mir ebenfalls nicht bekannt.
Am Josefstag ( 19. März) findet seit Anfang oder Ende der 1960-er Jahre eine Prozession nach St. Wendel zum Wennelsbrunnen statt. Raimund Kirz hat mir mitgeteilt, dass diese Prozession schon 1835 in einem Visitationsbericht von Pastor Backes erwähnt wird. Dort ist von einer weiteren Prozession nach Spabrücken bei Stromberg im Hunsrück berichtet. Diese Prozession ging immer über 2 Tage, weil der Weg einer Strecke etwa 16 Stunden betrug.
Überliefert sind noch die Wennelsprozessionen. Der Sarg mit den Gebeinen des hl. Wendelinus wurde von St. Wendel nach Tholey und wieder zurück gebracht. Daran erinnern noch die Kreuze in Tholey vor der Spor, auf der Hääd unterhalb dem Wasserbassing von Winterbach. Die Bewohner der jeweiligen Orte, durch die die Prozession führte, übergaben an diesen Kreuzen den Sarg an den nächsten Ort. Die Winterbacher übernahmen bei St. Wendel und trugen den Sarg bis zur Hääd. Dort übernahmen die Alsweiler und trugen den Sarg dann bis Tholey – Eingang Spor. Der Rückweg wurde in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt. Seit wann diese Prozession nicht mehr statt findet, ist mir nicht bekannt.
Diese Prozession ist ebenfalls im Buch „Die Kirche im Dorf von Raimund Kirz behandelt. Es war eine Doppelprozession. Die Gebeine des hl. Wendalinus wurden von St. Wendel nach Tholey und die des hl. Mauritius von Tholey nach St. Wendel verbracht. Übergabestationen waren jeweils die vorgenannten Kreuze.
Raimund Kirz hat mir noch mitgeteilt, dass bei besonderen Anlässen Prozessionen statt fanden. Darüber hat er in o.g. Buch geschrieben. Besondere Gelegenheiten waren z. B. die „Heilig-Rock-Wallfahrten nach Trier. Große Wallfahrten aus diesem Anlass fanden 1844, 1893, 1933 und 1959 statt!
Nach 1979 – dem Gründungsjahr der LTF Spiridon Alsweiler – haben die Lauftrefffreunde eine Wallfahrt nach Klausen eingeführt. Darüber hat Toni Hoffmann in o. g. Buch einen Bericht verfasst. Leider hat er nicht erwähnt, wann damit begonnen wurde. Meines Wisses müsste das etwa Mitte der 1980-er Jahre gewesen sein. Die Wallfahrt nennt sich Klausenlauf. Der Ursprung geht vermutlich auf die Klausenwallfahrt der Winterbacher Bürger zurück. An dieser Wallfahrt beteiligten sich hin und wieder Alsweiler Bürger. Ein Anlass für diese Wallfahrt ist mir ebenfalls nicht bekannt!
In dem Buch „Geschichte der Stadt und des Amtes St. Wendel von Julius Bettingen sind - auf Seite 616 - mehrere Prozessionen im Jahre 1695 wegen schlechtem Wetter gemacht worden. Eine Prozession wurde nach Marpingen durchgeführt..
Im gleichen Buch ist in dem Abschnitt 34 – Prozessionen und Wahllfahrten – auch die Prozession mit dem Sarg des hl. Wendelin genannt. An den großen Wallfahrtstagen konnte auch ein Ablass erworben werden. Der wichtigste Festtag war der Pfingsmittwoch, der deshalb „großer Wallfahrtstag genannt wurde. An diesem Tag kam auch die Tholeyer Proession mit dem Abt und den Mönchen an der Spitze in feierlichem Zug, den Sarg mit den Reliquien des h. Mauritius in der Mitte nach St. Wendel. Um 9 Uhr Morgens langte die Prozession auf der sogenannten Leh- (Lieb-) Wiese an und wurde dort von der St. Wendeler Pfarr-Prozession, welche die Reliquien des hl. Wendelinus bei sich trug, empfangen und nach der Kirche begleitet.
Nachmittags um 3 Uhr gingen die Tholeyer wieder zurück und wurden bis zur Liebwiese von einer St. Wendeler Prozession begleitet. Die St. Wendeler Schützen machten die Prozession bis Tholey mit. Bei ihrer Rückkehr nach St. Wendel wurden sie auf Kosten der Stadt bewirtet. Die Kirchenkasse gab dazu jährlich 1 Gulden und 12 Albus.
Die Prozessionen fanden bis 1792, lediglich bei Kriegsunruhen wurde unterbrochen, statt. Sie waren immer gut besucht, besonders vor der Reformation. Größeren Zulauf bekamen die Prozessionen wieder, wenn Krankheiten ausbrachen oder wenn die Rindviehpest oder andere Viehkrankheiten die Leute plagten.
Die Reliquien mussten von 4 Einwohner von Theley (die zu st. Wendel gehörten und nicht wie wir in Alsweiler zu Tholey) getragen werden, die sich nach einer Urkunde von 1347 dazu verpflichtet hatten und dafür ein Gut als Lehen erhalten hatten. Am 14. August 1700 wurden sie verklagt auf Herausgabe des Gutes, weil sie wahrscheinlich ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen waren.
Freitags nach Pfingsten mussten die 4 Einwohner von Theley den h. Mauritius in Tholey auf die Liebwies tragen und abends wieder zurück. Außerdem mussten sie dem Abt noch 5 Trier. Schillinge zahlen.
8 Männer wurden bestimmt den hl. Patron in und um die Stadt zu tragen und nach Tholey zu tragen, dafür bekamen sie im Jahr zusammen 8 Gulden.