Marienerscheinung in Marpingen
Heute (1999) wurde mir von einer älteren Dame aus Alsweiler gesagt, daß die Marienerscheinung in Marpingen im Jahre 1876 in Alsweiler totgeschwiegen wurde. Die Erscheinung war in den Familien kein Thema. Die Kirche hätte sich nicht dazu geäußert und der Staat wäre dagegen gewesen. Pastor Schneider (Vikar) hätte auch in keiner Predigt dazu etwas gesagt. Die Leute waren sehr verunsichert, weil von Kirchenseite keine Äußerung kam und der Staat dagegen war. (Über den Vorfall hatte ich mir sofort Notizen gemacht. Leider hatte ich den Namen der Frau nicht dazu geschrieben.)
Heute (2005) weiß ich nicht mehr, wer es war! Es könnte Magda Staub gewesen sein, mit der ich mich öfter über alte Dinge unterhalten habe. Ich hatte gelegentlich 2012 Paul Schäfer (OV in Alsweiler) davon erzählt. Er wollte dann mehr darüber wissen. Deshalb habe ich Günter Staub, den Bruder von Magda angesprochen und gefragt, ob er etwas über die Erscheinungen wüsste. Günter wusste nichts davon. Er wollte seine Schwester Maria fragen. Ich traf Maria Staub dieser Tage (Oktober 2012) auf dem Friedhof bei einer Beerdigung. Maria sagte mir, dass sie davon nichts wüsste, glaubt auch nicht, dass Magda mir das gesagt habe, denn sonst wüsste sie auch davon.
Weiter erzählte die o. g. nicht bekannte Frau mir:
Das Mädchen Margaretha Kunz, Tochter des damaligen Alsweiler Müllers, hätte schon in Alsweiler nach dem Unfalltode ihres Vaters, Gesichter gesehen. Die Gesichter hatte sie in Richtung Merschbach gesehen, sie seien in Alsweiler als Hirngespinste abgetan worden. Manche Männer hätten darüber sogar gespottet.
Von den staatlichen Behörden sei die Wallfahrt nach Marpingen für die Bewohner von Alsweiler verboten gewesen! Maria Staub sagte mir im Oktober 2012, dass ihnen als Kinder ebenfalls verboten war, in den Härtelwald zu gehen. Sie wären immer an den Maijenborre gegangen. Gleiches kann ich bestätigen, weil ich mit meiner Oma Katharina Rauber mehrmals durch den Grommerech an den Maijenborre gegangen bin. Unterwegs haben wir immer einen Rosenkranz gebetet. Mit dabei war sehr oft auch Mille Marie, die Schwester meiner Oma und noch einige Frauen. Wer diese Frauen waren, weiß ich nicht mehr.
Die Alsweiler Frauen, seltener auch Männer, wären immer zum "Maijeborre", in der Nähe der Marpinger Kirche, wallfahrten bzw. beten gegangen. An die Verehrungsstätte im Härtelwald seien nur die "Kolonisten" (wer immer gemeint ist; mein Vater hat gesagt, dass in Marpingen schon Kolonisten wohnen würden) gegangen.
Trotzdem hätte der Zustrom der Wallfahrer und Schaulustigen 1876 in Alsweiler Auswirkungen gehabt.
Die Alsweiler Landwirte hätten Butter, Milch und Brot nach Marpingen verkauft.
Die Frau konnte sich noch gut daran erinnern, daß ihre "Groß" immer erzählt habe, daß in Alsweiler die Butter knapp geworden sei bzw. für die Alsweiler hätte keine Butter zur Verfügung gestanden. Butter, Milch und das was die Leute so hatten, wäre nach Marpingen und St. Wendel verkauft worden.
Ich hatte Pastor Renner auf die Vorgänge angesprochen und ihn gebeten, zu prüfen, ob Vikar Schneider etwas aufgeschrieben habe. Aus Zeitmangel war ihm das aber nicht möglich. Er hat mir deshalb empfohlen, Herr Robert Groß einmal anzusprechen, ob in den Kirchenbüchern von Alsweiler etwas über die Erscheinung vermerkt ist. Herr Groß hätte die Unterlagen von Alsweiler mehrfach gesichtet.
Mittlerweile wurde Herr Herbert Schmidt vom Verein für Heimatkunde beauftragt, die Kirchenbücher noch einmal zu sichten. Herr Schmidt hat zugesagt, daß er auch in Bezug auf die Erscheinungen die Bücher durchsieht.
Es ist jedoch davon auszugehen, daß Vikar Schneider keine Aufzeichnungen gemacht hat. Denn der preußische Staat war gegen die Marienerscheinungen und er war dagegen, dass sich die Kirche einmischt. Soweit aus Überlieferungen bekannt, war Vikar Schneider öfter von der Polizei vernommen worden und er soll auch einige Tage in Haft gewesen sein.
Ob im bischöflichen Archiv in Trier in der Jesuitenstraße etwas über die Auswirkungen der Marienerscheinungen in Alsweiler vermerkt ist, bedarf noch einer Prüfung.
Vorstehende Aufzeichnungen wurde um das Jahr 2003 an Hand von Notizen aufgeschrieben und nachher immer wieder ergänzt. Herr Herbert Schmidt hat die Bücher der Kirche nicht auf die Erscheinungen untersucht. Vermutlich war es sehr schwierig die Schrift zu lesen.
Peter Ohlmann